Nr. 26/23, 31. August 2023
Viele Eltern fragen sich: Wie kommt mein Kind sicher zur Schule? Weil sichere Fahrradwege Mangelware sind und der Schulweg oft durch dichten Verkehr führt, werden Kinder häufig mit dem Auto gebracht. Aber es geht auch anders: mit dem Fahrradbus. Hier fahren Schulkinder und Eltern in einer Gruppe gemeinsam sicher mit dem Rad zur Schule. Der Fahrradclub ADFC unterstützt die Aktionen.
ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters sagt: „Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmenden, und sie haben es im autozentrierten Verkehr besonders schwer. Weil es überall an sicheren Schulwegen fehlt, lassen Eltern ihre Kinder oft nicht mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule, sondern bringen sie lieber im Elterntaxi bis vors Schultor – und gefährden umso mehr die anderen Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen. Ein Teufelskreis. Viel besser ist eine Fahrt mit dem Fahrradbus: Das ist gesund, macht Spaß, fördert die Selbstständigkeit der Kinder und das sichere Fahren auf der Straße. Und aus radfahrenden Kindern werden radfahrende Erwachsene, die öfter mal das Auto stehen lassen. So ist jede Fahrradbus-Aktion auch ein Beitrag zur Verkehrswende – und ein sichtbares Plädoyer für sichere, kindgerechte Straßen. Davon sind wir in Deutschland nämlich noch weit entfernt.“
Die Idee für den Fahrradbus kommt ursprünglich aus dem britischen West Yorkshire und ist dort bereits 2008 entstanden. Die katalanische Metropole Barcelona hat ihn international bekannt gemacht. Dort heißen die Aktionen „Bicibús“ – die Spanier nennen ihr Fahrrad nämlich liebevoll „Bici“. Beim Fahrradbus fahren viele Schulkinder zusammen zur Schule, entlang einer festen Route und mit festen Abfahrtszeiten - wie in einem echten Bus, nur eben auf ihren eigenen Rädern. Begleitet werden sie von Eltern in der Gruppe, oft fahren sie sogar mit Polizeischutz, damit alle sicher ankommen.
Im Gegensatz zu einem echten Bus ist der Fahrradbus klimafreundlich und macht auch keinen Lärm. Die Fahrt in der Gruppe macht Spaß und ist gesellig, Kinder schließen neue Freundschaften, Eltern kommen miteinander ins Gespräch. Kinder lernen außerdem sicheres Radfahren, erfahren Selbstwirksamkeit und tun etwas für ihre Gesundheit. Aber ein Fahrradbus ist auch ein Aufruf an die Politik – für sichere Radwege und gute Radinfrastruktur, auf denen auch die Kleinsten bedenkenlos fahren können.
In Deutschland dürfen laut § 27 der Straßenverkehrsordnung (StVO) mindestens 16 Radfahrende in einem geschlossenen Verband auf der Straße nebeneinander fahren und eine komplette Fahrspur einnehmen. Wichtig ist dabei, dass Erwachsene die mitfahrenden Kinder vorne, hinten und zur Seite vom Verkehr abschirmen. Wer die Fahrradbus-Aktion als Demonstration anmeldet, fährt mit Polizeischutz besonders sicher. Deshalb empfiehlt der ADFC gerade in Großstädten mit dichtem Verkehr unbedingt, jeden Fahrradbus vorher als Demo anzumelden.
Fahrradbus-Aktionen gibt es in ganz Deutschland. In vielen Städten organisiert der ADFC die Aktionen, oft zusammen mit anderen Aktionsgruppen. In manchen Orten fährt der Fahrradbus nur zu einer Schule, in größeren Städten gibt es auch Rundtouren über mehrere Stationen. Wer selbst einen Fahrradbus organisieren will, wendet sich am besten an die jeweilige Ortsgruppe des ADFC.
Auf seiner Website hat der ADFC alles Wissenswerte zum Thema Fahrradbus zusammengestellt. Das Aktionsbündnis Kidical Mass ruft zur Organisation von Fahrradbussen im Rahmen der bundesweiten Kidical-Mass-Aktionstage im September auf. Infos zu weiteren Fahrradbus-Aktionen gibt es außerdem auf der Website von Bicibus Deutschland. Ein Interview mit den Bicibus-Initiator:innen ist bei adfc.de erschienen.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 230.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.
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